- Waldparadies -
Es gibt Bilder, die gelingen einem wohl kaum ein zweites Mal. Oder zumindest nicht in dieser Perfektion.
Natürlich träume ich insgeheim jeden Frühling von einem solchen Waldbild. Doch mittlerweile bin ich Realist genug, um zu wissen, dass diese "heiligen" Momente die absolute Ausnahme bilden.
Wenn ich dieses Bild anschaue, dann weiss ich wirklich nicht, was an diesem Morgen noch hätte besser sein können. Die Bärlauchblüte steht auf ihrem Höhepunkt. Der Blütenteppich ist dicht und makellos. Das frischgrüne Buchenlaub erst ein paar Tage alt. Der Hallenbuchenwald trägt sein allerschönstes Frühlingskleid.
Und dann dieses Licht. Dafür finde ich keine Worte. Aber ich weiss noch genau, wie sich dieser Augenblick anfühlte.
Eine Mischung aus kindlicher Freude und paradisischer Sehnsucht. Ein wohldosierter Blumenstauss voller Euphorie und einer Prise Wehmut. Eine Liebeserklärung die mich beim Fotografien weinen lässt.
Am Tag zuvor regnete es in Strömen. Das Wasser tränkte den Waldboden und wusch die Bärauchblüten rein.
Abends zog die Front langsam ab und es klarte auf.
Diese Wetterkonstellation hatte ich schon mehrmals zuvor erlebt und ich wusste, was dies bedeuten könnte: Nebelstrahlen!
Viel zu früh, wandere ich hoch. Es ist noch dunkel, aber ich kann nicht mehr warten. Ich spüre, dass etwas Grosses in der Luft liegt und weiss genau, wohin ich möchte. Denn diese Stelle hatte ich einige Tage zuvor genau inspiziert.
Als ich eintreffe, sieht es nicht allzu gut aus. Kein Nebel weit und breit.
Ich setze mich hin und lausche. Die Vögel haben bereits zu singen begonnen. Mit geschlossenen Augen höre ich zu und sehe die einzelnen Arten vor mir. Da raschelt das Laub und ein Dachs schleicht an mir vorbei. Kaum drei Meter weit weg.
Dann geht die Sonne zwischen den Bäumen auf. Und vor mir bildet sich ein zarter Nebelschleier. Zuerst ganz fein, wie aus dem Nichts. Mit offenem Mund und zittrigen Händen schaue ich zu und stelle mein Stativ auf.
Eine Symphonie des Lichts. Ein Moment für die Ewigkeit. Meine Tränen kullern die Wangen herab und ich bewege mich wie im Traum.
Noch Tage später spüre ich dieses Licht. Es lässt mich nicht mehr los. Und wenn ich einmal gehen muss, dann mit diesem paradiesischem Licht vor Augen.
216 x 72 cm
Schattenfugenrahmen, Eiche natur