- Felswächterin -
Vor ein paar Jahren sah ich sie zum ersten Mal. Hoch oben oben über dem See trohnte sie ganz alleine auf einem markanten Felsen und rauschte verführerisch im Wind. Eine wunderschöne Wetterföhre. Sanft und wild zugleich. Eine Wächterin zwischen Himmel und Erde.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich musste einfach zu ihr hoch. Musste sie anschauen, musste sie berühren. Und tatsächlich, sie liess sich von mir erobern. Zum Glück kann ich klettern.
Dann stand ich bei ihr und sah, welch grossartigen Blick sie schon Jahrzente geniessen durfte: Eine atemberaubende Sicht auf die umliegenden Berge und die fjordähnliche Seeschlaufe weit unter ihr.
Wie nach einem ersten Date musste ich immer wieder an sie denken und wartete geduldig, bis die Verhältnisse günstig waren, sie erneut aufzusuchen. Diesmal bewaffnet mit Stativ und Kamera, nicht bloss mit dem Handy wie beim ersten Mal.
Aber sie zeigte mir die kalte Schulter. Liess mich spüren, dass hier noch nichts zu holen war. Bockig stand sie da und dachte wohl, ich würde schnell einmal aufgeben.
Doch ich liess nicht locker und verbündete mich mit den Einheimischen. Mit dem ältesten Urner, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand.
Und so kam es, dass ich die Felswächterin schliesslich in ihrem schönsten Kleid fotografieren konnte. Bei Sonnenaufgang, im tosenden Föhnsturm.
150 x 100 cm
Schattenfugenrahmen, Eiche natur, geölt